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YEARNING IN FEAR #2

Die Angst in meiner Sehnsucht

„Caligula, schenk mir den Erlösungsfick“

Created and Directed by MALTE SCHLOESSER

With a short film in collaboration with JOHN HARDWICK (musicvideo- and filmmaker)

Eine Installations Performance

 

Die Performance ist inspiriert von den Suche nach Rausch, Unendlichkeit und 

Bedeutung. Die Performer variieren Camus Theaterstück Caligula, indem sie 

es zerstückeln wie ein Spiegelbild, das zersplittert am Boden liegt und 

dessen Facetten vom Betrachter selbst neu zusammengefügt werden müssen. 

Mediale Körperlichkeit, mediale Nachahmungssucht und 

Amateurfilm-Generation trifft auf animalische Kräfte, emotionale 

Ausbrüche und Gewalt trifft auf Moral und die Suche nach besserem 

Leben... 

Durch Filmeinspielungen und Live-Film auf der Bühne zersetzt sich die Realität: Traum, Film und Tat verwischen. Es gibt die 

Sehnsucht nach Liebe und Sinn und die Lust auf Gewalt als Gegensätze, die 

sich bedingen. Der Glamour und gleichzeitig Schrecken im Vollzug der 

Multi-Möglichkeiten und des strukturell defizitären Charakters des Lebens 

wird medial, körperlich und geistig durchgespielt.

 

Der Aufführungsort: SHUNT ist wie geschaffen für unsere Thematik, da es 

riesige Gewölbe-Räume, fast Hallen hat, die direkt in der London Bridge 

Tube-Station liegen, durch das sich täglich tausende Menschen drängeln, 

ohne zu Wissen, was im Shunt, dem Darkroom oder Unbewussten der Tube Station 

(und übrigens auch des National Theaters) vor sich geht...

Performer: Tom Murphy (Eng), Niamh McKernan (Irl), Brigita Lajkovic (Slov), Sam Burgin (Aus) // Sound by Samuel Halscheidt (Ger) // Assistant Directors: Kelly Picken (Aus) & Kirstin Dryburgh (Eng) // Stage Design by Ieva Strazdina (Lv) // Video Design by Karis Tanner (Eng), Jamie Mill (Eng), Peter Pforde (Irl) // Lighting by Ignat Gorazd (Lv) // Grafik-Design by Ana Brosin (Ger) // Fotos by Ana Brosin, Ieva Strazdina & Malte Schlösser // Translations by Jeremy Knolle (Ger)

Der Kampf um Rausch-Erlebnisse ist ein Kampf gegen die ständige Vergeblichkeit; ein Anker in die Unendlichkeit. Albert Camus schreibt: „Die tiefste Herausforderung des menschlichen Daseins ist der Tod.“ Und auch Kaiser Caligulas´ Wahrheit und Menschlichkeit ist es, an dieser Unerträglichkeit zu leiden und diesen Ekel der Nicht-Notwendigkeit loswerden zu wollen: „Ich möchte, dass die Menschen leben und glücklich sind.“ Aber statt das Unmögliche möglich zu machen, verfällt er der Krankheit, die ihn selber kränkt, er wird zum Angreifer und zerstört sich und die anderen Menschen. Wenn alle schuldig sind, verdienen sie den Tod, meint Caligula, wenn Geld wichtig ist, sind die Menschen unwichtig, wenn Porno schön macht, brauchen wir keine Liebe! - so seine Definition von Glück.

 

Suchen wir also Caligula, so fragen wir mit Camus nach der Möglichkeit von Gleichgültigkeit in uns: 

100.000 Menschen beispielsweise stehen in Nordafrika und möchten nach Europa, auf der Flucht vor Hunger in ein Land, in dem die Balken sich biegen von nahrhaften Gütern. Wir lassen die Marine ins Mittelmeer, damit wir sie abfangen, damit sie Europa gar nicht erst sehen. Wir schotten uns ab, machen dicht und überfressen uns an Tieren, deren Leid uns egal ist...

 

Wenn wir in einer Welt leben, in welcher der Tod der Jäger ist, wird einem die Welt gleichgültig. Man muss wie Caligula darunter leiden, um zum Gefühl des Protestes und Widerstandes gegen den Tod zu kommen, aber dafür darf man die Liebe nicht sterben lassen. Menschen müssen sich scheinbar entscheiden, sie müssen ihre Freiheit, Kreativität, Sehnsucht, Genussfähigkeit, Liebe und Entspanntheit ergreifen oder sie gehen an ihrer Angst zugrunde. 

 

Caligula verliert sich und begreift zu spät, dass er seine „Freiheit“ benutzte, um zu schänden, dass er den Protest pervertiert, indem er selbst den Schmerz und Tod, gegen das er ursprünglich rebellierte, verbreitet. Diese Art der Verzweiflung ist vielleicht die eminenteste Schnittstelle zwischen negativ und positiv besetztem Rausch, zwischen Gut- und Schlechtmenschen: Was sollen wir tun und wo sollen wir hin, wenn alles, was wir machen, auf Mord hinausläuft?

Thanks to Mischa Twitchin, Glen Neath, John Hardwick, Julian Emens

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